Es ist 2022.

Ich bin inzwischen Verlobt und 26 Jahre alt.

Und trotzdem fühlt es sich so an als wäre ich noch immer die 16 Jährige Melanie die hier auf diesem Blog ihre Gedanken niedergeschrieben hat.

Ich muss schmunzeln, wenn ich an die Texte denke, die hier auf diesem Blog gespeichert sind.

Ich versuche aber auch meine Tränen zu unterdrücken, weil ich weiß, dass hinter diesen Texten so viel Schmerz lebt.

Und jetzt ist da auch noch so viel Schmerz in mir. So viel Verzweiflung und Einsamkeit.

P1: "Ich bin so einsam."

P2: "Aber du bist doch gar nicht alleine?"

P1: "Ich sagte, dass ich einsam bin, nicht allein."

Ich hab so viel zu sagen und doch finde ich nicht mehr die richtigen Worte.

Alles fühlt sich so seltsam und falsch an was ich schreibe. 

Ich versuche krampfhaft meine Gefühle aufzuschreiben und scheitere kläglich daran. Wieder mal.

Inzwischen habe ich wundervolle Menschen um mich rum. Menschen, die mich nicht einfach so aufgeben wie die Menschen von damals..

Und doch fällt es mir schwer Vertrauen zu schenken. Ich habe immer wieder Angst abgelehnt zu werden.

Mein inneres Kind hat Angst wieder allein gelassen zu werden,

verletzt zu werden,

ausgelacht zu werden,

ersetzt zu werden.


Aber es gibt schöne Nachrichten neben all dem Chaos.
Ich habe endlich die Liebe meines Lebens gefunden.

Er liebt mich über Alles und ich ihn.
Er weiß teilweise vermutlich nicht mal, wie sehr ich ihn liebe.
Ich liebe Alles an ihm und doch habe ich das Gefühl, dass meine Liebe nie genug sein könnte. 

"Ihr seid verlobt, natürlich ist es genug. Ihr liebt einander doch."

Ja, stimmt. Und er ist mein Zuhause. Da wo er ist, will ich auch sein. An seiner Seite. 

Nie mehr alleine sein?
Nie mehr einsam sein?

Was ist Einsamkeit eigentlich? 
Für mich ist Einsamkeit wenn man so viele Gedanken teilen will, aber kaum Worte findet und dann einfach diese Gedanken für sich behält und sich somit allein damit fühlt.
Einsamkeit ist für mich das seelische allein-sein.
Ich suche Anschluss doch finde keine richtige Verbindung.
Ich laufe in meinem Kopf umher und suche nach den richtigen Worten um mich mitzuteilen,
aber vergebens, ich finde nur Chaos und diese verfluchte Einsamkeit.

Und doch bin ich nicht alleine. 
Er nimmt meine Hand und sagt dass er mich liebt, und es geht mir gut.
Für diesen einen Moment.

____________________________________________


Nach einem langen Tag mit vielen Menschen gehe ich ins Zimmer um etwas zu lesen und den Tag zu verarbeiten. So viel neues erlebt, so viele neue Geräusche, fast schon Lärm, viel Gelächter, viele Konversationen. Es war mir fast schon zu viel und doch war es wunderschön.
So sitze ich also dort, auf der Luftmatratze und lese.
Plötzlich klopft es an der Zimmertür und er kommt rein.

"Magst du einmal kurz mit runter kommen?"
Und mir schießen tausend Gedanken durch den Kopf "Ist Etwas passiert? Ist er sauer auf mich? Habe ich etwas falsch getan? Verhalte ich mich gerade falsch, weil ich hier oben alleine sitze, statt mit all unseren Freunden zusammen unten zu sitzen und den Tag ausklingen zu lassen?"
Ich frage nur "Ist alles okay? Was ist passiert?"
Er antwortet "Komm einfach mit. Alles ist gut."
Ich ziehe mir meinen Pullover über und verlasse mit ihm das Zimmer. Wir gehen die Treppen runter, durch den Flur, durchs Wohnzimmer, auf den Balkon.

Auf dem Balkon brennt eine Kerze, Musik spielt leise.
"Setz dich auf die Liege." Also setze ich mich und schaue ihn an. "Was ist los?" frage ich besorgt.
Er setzt sich auf den Stuhl gegenüber, nimmt meine Hand und sagt "Ich saß gerade hier, habe diesen Moment genossen, Musik gehört, die Sterne angeschaut und gemerkt dass Etwas fehlt, damit es perfekt wird. Du. Ich wollte diesen wunderschönen Moment mit dir teilen."
Und mein Herz wurde schwer und die Schmetterlinge in meinem Bauch machten Saltos.
Ich lächelte ihn an und machte eine Geste damit er sich zu mir auf die Liege setzt.
Er setzte sich neben mich und ich umarmte ihn. Schaute hoch in den Sternenhimmel und lächelte. Ich lächelte - und plötzlich weinte ich. Nicht aus Trauer, sondern vor Freude.
So Etwas wunderschönes wurde mir noch nie gesagt. Dass Jemand das anhält, was er tut, nur weil er mich noch dabei haben will um den wunderschönen Moment mit mir zu teilen.
Ich fühlte mich in diesem Moment so geliebt.
Er weiß gar nicht, wie sehr er mir mit sowas mein Herz erwärmt.

"Es sind immer die kleinen Dinge."

Und ja, es stimmt. Die kleinen Dinge. 

Du bringst mir ein Glas mit Limo an den Computer während ich etwas spiele.
Du kochst mein Lieblingsgericht, während ich seit Stunden emotionslos und kraftlos auf der Couch liege.
Du kaufst mir alle paar Tage Blumensträuße, weil ich Blumen liebe und sie mich zum lächeln bringen. Du gibst mir Küsse, wenn ich Etwas neues ausprobiere.
Du sagst mir, wie stolz du auf mich bist, wenn ich mutig bin.
Du sagst mir dass ich deine Hand drücken soll, wenn eine Situation mir zu viel wird.
Du nimmst mich in den Arm, wenn ich mich hilflos fühle.
Du baust mit mir Kissenburgen wenn ich mich wie ein Kind fühlen will.
Du schaust mit mir Filme, auch wenn du ungern Filme schaust.
Du spielst mit mir so oft die gleichen Brettspiele, obwohl ich eine schlechte Verliererin bin.
Du tröstest mich, sogar wenn ich wegen dem Thema schon oft genug geweint habe.
Du küsst meine Stirn, bevor du zur Arbeit fährst und murmelst im Halbschlaf "love you".
Ich habe wahre Liebe gefunden.
Du bist meine wahre Liebe.



Mit dir hat mein Leben neu angefangen.